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Die größte Waldbrandübung, welche je in Bayern durchgeführt wurde, fand am 29. September am Osser bei Lam statt.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Der Bezirksfeuerwehrverband führt fast jährlich auf Bezirksebene eine Großübung durch. Dafür wird jeweils ein anderer Landkreis ausgewählt. In diesem Jahr wurde in Absprache mit KBR Johann Weber und KBI Michael Stahl eine Waldbrandübung am Osser vereinbart.
Als Organisator des Bezirksfeuerwehrverbandes fungierte KBM Hans Glötzl aus Regenstauf, welcher auch als Fachbereichsleiter Katastrophenschutz im BFV der Oberpfalz tätig ist.

Die Übungsvorbereitung beanspruchte mehrere Monate, da die Herausforderungen der Übung besonders groß waren. Das Löschwasser sollte bis auf den Gipfel des Großen Ossers gefördert werden, der mit einer Höhe von 1293 Meter über dem Meeresspiegel zu einen der höchsten Berge im Bayerischen Wald zählt. Da die erste nutzbare Löschwasserentnahmestelle etwa 4,5 Kilometer von diesem entfernt liegt und eine Höhendifferenz von 500 Meter aufweist, stellt die Löschwasserversorgung für die Übung einen besonderen Schwerpunkt dar. Eine zusätzliche Erschwernis ergibt sich aus der Zufahrt, welche lediglich über Forstwege bis etwa 900 m unterhalb des Gipfels möglich ist. Bis ca. 150 m unterhalb des Felsgipfels besteht noch ein Waldweg, der jedoch ausschließlich für sehr geländegängige Allradfahrzeuge nutzbar ist. Über den Gipfel bis zum Osserschutzhaus führt nur ein steiniger und steiler Wanderpfad.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Für die Übung wurde vom Organisationsteam folgendes Szenario zugrunde gelegt:
Auf dem Gebiet der Tschechischen Republik – unmittelbar neben dem Ossergipfel verläuft die Staatsgrenze – wütet seit einigen Tagen ein Waldbrand in einem ebenfalls sehr schwer zugänglichen Waldgebiet und droht auf das bayerische Gebiet überzugreifen. Im Hinblick auf die besondere Gefahrenlage wurde von Landrat Theo Zellner zwischenzeitlich der Katastrophenfall im Landkreis Cham ausgerufen.
Aufgrund der weiteren Annahme, dass die örtlichen Kräfte durch die bereits durchgeführten Einsätze nicht mehr zur Verfügung stehen, sollten auswärtige Feuerwehren aus der gesamten Oberpfalz nach Lam geführt werden um die Löschwasserversorgung für drei Widerstandslinien im Kammbereich des Ossers herzustellen.

Am Nachmittag des 28. September trafen bereits die Vorkommandos der einzelnen Einheiten in Lam ein, wurden in der Einsatzzentrale durch den Örtlichen Einsatzleiter KBI Michael Stahl in die Lage eingewiesen, erhielten Kartenmaterial und besichtigten anschließend die Örtlichkeiten. Die
vorbestimmten Abschnittsleiter für die Wasserförderung und die Brandbekämpfung legten zusammen mit ihren Unterabschnittsführern die Einzelheiten für die weitere Organisation fest.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Bis zum Freitagabend trafen alle auswärtigen Feuerwehren im Bereitstellungsraum ein und wurden in speziell dafür aufgestellten Zelten mit Essen und Getränken versorgt. Die Nacht verbrachten die Einsatzkräfte in den beiden Turnhallen und der Aula der Volksschule Lam.
Am Samstag um 6 Uhr wurden die Aktiven geweckt und konnten ein kleines Frühstück einnehmen bevor ab 7 Uhr die Marschbereitschaft angeordnet wurde.

Waldbrandübung am 29.09.2007Waldbrandübung am 29.09.2007

Durch ein Vorkommando wurden die Zufahrtswege auf dem Berg nochmals abgefahren wobei ein umgestürzter Baum im Bereich des Waldweges auf den Osser festgestellt wurde. Die Einsatzleitung veranlasste daraufhin die Beseitigung durch eine Feuerwehreinheit, welche durch einen schweren Traktor mit Seilwinde eines örtlichen Waldbauern unterstützt wurde.
Der Beginn der Übung verzögerte sich durch diese Arbeiten nur geringfügig.

Aufgrund der Tatsache, dass lediglich eine einzige Zufahrt zum Gipfelbereich vorhanden ist, musste auch die Anfahrt der Fahrzeuge logistisch ausgefeilt werden. So wurden als erstes die Einheiten des Bayerischen Roten Kreuzes und der Bergwacht auf den Berg beordert um für die nachfolgenden Kräfte die Rettungsdienst-Versorgung im Notfall zu gewährleisten.

Als erste Feuerwehreinheiten wurden vier Feuerwehr-Unimogs auf den Berg gesandt um den ausschließlich für geländegängige Allradfahrzeuge benutzbaren Weg zum Ossergipfel zu nehmen.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Dabei wurde vom SW 1000 auf Unimogfahrgestell der Staatlichen Feuerwehrschule Regensburg die Versorgungsleitung auf den letzten 900 Meter bis unmittelbar vor den Gipfel verlegt.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Die örtliche Feuerwehr aus Thürnstein-Schrenkenthal erstellte die B-Leitung über den steilen Felsgipfel zum Osserschutzhaus. Dabei wurden die Feuerwehrangehörigen durch die Bergwachtbereitschaft Lam fachgerecht gegen Absturz gesichert.

Waldbrandübung am 29.09.2007Waldbrandübung am 29.09.2007

Als nächste Einheiten wurden die Feuerwehren vom Bereitstellungsraum abgerufen, die eine Widerstandslinie auf der Osserwiese, direkt unter dem Gipfel des kleinen Ossers errichten sollten. Da auch hier die Zufahrt nur über einen sehr steinigen Waldweg möglich ist wurden Schläuche, Strahlrohre, Pumpen und ein Faltbehälter in Gitterboxen umgeladen, die mit zwei Radladern des THW bis knapp unterhalb der Osserwiese transportiert wurden.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Die letzten 200 bis 300 Meter mussten die Feuerwehrkräfte die Gerätschaften aber mit Muskelkraft weiterbefördern, da die Wege selbst für die Radlader nicht mehr befahrbar waren.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Für die dritte Riegelstellung der Brandbekämpfung machten sich die Einheiten für die Widerstandslinie unterhalb des sogenannten „Weißen Riegel", einem Bergrücken unmittelbar an der Landesgrenze, auf den Weg.

Nun konnten die Feuerwehren anfahren, die einen 50.000 Liter fassenden Faltbehälter als Löschwasserpuffer am Ende der Forststraße errichten mussten.
Von diesem sollten die drei Förderleitungen zu den drei Brandbekämpfungsabschnitten bedient werden.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Erst nachdem die vorgenannten Hilfseinheiten ihre Einsatzgebiete erreicht hatten konnten die Feuerwehren aus dem Bereitstellungsraum abgerufen werden, welche für den Aufbau der beiden 3,5 km langen Schlauchförderleitungen vom Wehr bis zum Pufferbehälter verantwortlich waren. Die Schlauchleitungen wurden von Schlauchwägen verlegt, während die Pumpen, Verteiler und Druckbegrenzungsventile von den Besatzungen zahlreicher Tragkraftspritzenfahrzeugen aus der gesamten Oberpfalz eingebaut wurden.

Waldbrandübung am 29.09.2007Waldbrandübung am 29.09.2007

Zur Sicherstellung der ausreichenden Löschwasserentnahme für diese beiden B-Schlauchleitungen wurde über die Strecke von 900 Meter und einer Höhendifferenz von etwa 100 Meter eine weitere Förderleitung vom Ortsteil Lambach zum Wehr bei der „Schwarzen Madonna" erstellt. Im Pendelverkehr mit Tanklöschfahrzeugen und drei Traktoren mit Güllefässern wurde hierfür ein weiterer Faltbehälter mit einem Fassungsvermögen von 50.000 Liter bei Lambach befüllt.

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In der Zwischenzeit traf auch der Polizeihubschrauber „Edelweiß 7" vom Typ Eurocopter EC 135 auf dem Sportgelände in der Gemeinde Arrach ein. Dort nahm er einen Falt-Außenlastbehälter auf. Im Seepark bei Haibühl konnte das Luftfahrzeug den Behälter problemlos befüllen und sich anschließend auf den 7 km langen Flug zum Osser zu begeben, wo das Wasser die Brandbekämpfung an den drei Abschnitten unterstützen sollte.

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Rettungstaucher der DLRG Blaibach und der Wasserwacht Cham standen einsatzbereit in ihren Rettungsbooten zur Verfügung um bei einem möglichen Absturz eine schnelle Rettung der Hubschrauberbesatzung aus dem See zu gewährleisten.

Waldbrandübung am 29.09.2007

In der Einsatzleitung, welche im Kolpingheim in Lambach untergebracht war, koordinierte der Örtliche Einsatzleiter KBI Michael Stahl zusammen mit KBR Johann Weber und unterstützt durch die Unterstützungsgruppe-Örtliche-Einsatzleitung (UG-ÖEL) des Landkreises Cham den Ablauf der Übung, während die Abschnitts- und Unterabschnittsleiter vor Ort die Arbeit der Einheiten überwachten.

Nach kleinen Verzögerungen durch notwendige Schlauch- und Pumpenwechsel wurde ab der Faltbehälter am Ende der Forststraße befüllt und kurze Zeit später konnte an den drei Brandabschnitten der „Waldbrand" mit zahlreichen Strahlrohren bekämpft werden.

Waldbrandübung am 29.09.2007Waldbrandübung am 29.09.2007Waldbrandübung am 29.09.2007

Davon konnten sich auch der Vorsitzende des Bezirksfeuerwehrverbandes, KBR Waldemar Knott überzeugen, der mit dem stellvertretenden Landrat des Landkreises Cham, Michael Dankerl und zahlreicher Vertretern von Ämtern, anderen Hilfsorganisationen und Pressevertretern die Förderleitung entlang fuhren und schließlich auch den Brandabschnitt „Osserwiese" besuchten.

Waldbrandübung am 29.09.2007

Sowohl diese Gäste als auch die Feuerwehrführungskräfte auf Bezirks-, Kreis- und Inspektionsebene zeigten sich abschließend sehr beeindruckt von der Leistungsfähigkeit der teilnehmenden Feuerwehren und sonstigen Hilfsorganisationen. Besonderes Lob galt aber der Übungsleitung, ohne deren gute Vorbereitung und des reibungslos organisierten Übungsablaufes wäre das Ziel nicht erreichbar gewesen.
Für alle Gäste und Zuschauer, wie auch für alle teilnehmenden Hilfskräfte stellte diese Großübung ein einmaliges Erlebnis dar, welches in absehbarer Zeit nicht mehr wiederholt werden dürfte.

(Bericht bereitgestellt von der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting, Bilder vom WebTeam der Feuerwehrinspektion Bad Kötzting)